Gemeinschaft zählt! Jede Mitgliedschaft auch!
Mitgliederverlust: Evangelische Kirche Mannheim reagiert auf die Mitgliederentwicklung mit Transformationsprozess 2032

(09.03.2023, Mannheim) Die Evangelische Kirche Deutschland hat gemeinsam mit ihren Landeskirchen die Mitgliederstatistik für das Jahr 2022 veröffentlicht. Der Stadtkirchenbezirk Mannheim verzeichnet zum Stichtag 31.12.2022 nach vorläufigen Angaben 60.856 Mitglieder (2021: 62.499 Mitglieder). Ursachen für diesen Rückgang um rund 2,5 Prozent sind neben Wegzügen und Sterbefällen vor allem die Kirchenaustritte. Im Jahr 2022 traten in Mannheim 1.708 Menschen aus der evangelischen Kirche aus (Vorjahr: 1.551). Mit 65 Kircheneintritten verzeichnet der Stadtkirchenbezirk zugleich etwas mehr Zuspruch als im Vorjahr (2021: 48).
Auch für Dekan Ralph Hartmann ist der Mitgliederverlust bedrückend. „Unsere Mitarbeitenden leisten und bieten viel für die gesamte Stadtgesellschaft. Mit der Hoffnungsbotschaft des Evangeliums und unserem aktiven Handeln sind wir für alle Einwohnerinnen und Einwohner da.“ Er sieht den Trend der aktuellen Zahlen mit Besorgnis und zugleich als Ansporn, die tiefgreifende Veränderung aufzugreifen und beherzt zu gestalten: Denn auch der Stadtkirchenbezirk Mannheim reagiert mit dem von der Badischen Landeskirche initiierten Transformationsprozess, dem Zukunftsprozess „ekiba 2032“, auf die gesamtgesellschaftliche und kirchliche Entwicklung und sei, so Hartmann, damit auf einem absehbar guten Weg.
In Mannheim gab es im Jahr 2022 mit 434 Taufen mehr als im Vorjahr (313), in dem wegen der geltenden Corona-Maßnahmen deutlich weniger Taufen stattfanden. Konfirmiert wurden 2022 in Mannheim 283 Jugendliche, im Vorjahr waren es 327. Die Anzahl der kirchlichen Hochzeiten lag im Jahr 2022 bei 90 (2021: 45).
„Wir freuen uns über alle, die sich mit uns verbinden und Mitglied in unserer Kirche sind oder es werden“, sagt Dekan Ralph Hartmann. „Denn als Kirche bieten wir den Einzelnen und auch der gesamten Gesellschaft vieles - vor allem Begegnung und Begleitung in allen Lebensfeldern, Gemeinschaft und Verlässlichkeit“. Auch in den Bereichen Seelsorge, Soziales, Jugendarbeit, Bildung und Kultur, so Hartmann, habe die evangelische Kirche gemeinsam mit ihrem Diakonischen Werk vielfältige Angebote für alle Bürger:innen – unabhängig davon, ob sie Mitglied der Kirche und bzw. oder welcher Herkunft sie seien. Auch mit beispielsweise den Hospizdiensten oder auch der Klinik- und Telefonseelsorge setzen sich die Kirchen für die gesamte Stadtgesellschaft ein. „Unser Dienst an der Gesellschaft finanziert sich allerdings nicht von alleine – deshalb trifft uns jeder Kirchenaustritt hart. Wir danken all unseren Mitgliedern, die durch ihre Kirchensteuern unser Wirken mittragen und unterstützen. Und ich danke allen sehr, die sich haupt- und ehrenamtlich in der Kirche engagieren und diese mitgestalten.“
„Wir sind für die Gemeinschaft da. Dafür brauchen wir aber auch die Gemeinschaft“
„Wenn Menschen aus der Kirche austreten, schmerzt uns das. Im vergangenen Jahr haben wir zahlenmäßig wieder eine kleine Gemeinde verloren“, sagt Dekan Ralph Hartmann. „Wir sind für die Gemeinschaft da. Dafür brauchen wir aber auch die Gemeinschaft.“ In ihrem Handeln erreiche die Evangelische Kirche Mannheim viele Menschen auch unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit. „Wir bieten Gemeinschaft und wir stehen mit der Botschaft des Evangeliums für Hoffnung und Zuversicht.“ In allen Lebensphasen sei Kirche an der Seite der Menschen, in Freud‘ und gerade auch in Not und Leid. Wie groß das Bedürfnis nach Zusammenhalt und Halt sei, zeige sich besonders in persönlichen und gesellschaftlichen Krisen, wie beispielsweise während der Corona-Pandemie oder aktuell seit der Ukraine-Krise mit den steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten. „Wir haben ein offenes Ohr, teilen das Leid, wir trösten, geben Halt und helfen konkret.“ Das geschehe in den Gemeinden, in den Kitas und Schulen, in den vielen Einrichtungen und in den Stadtvierteln, manchmal zwischen Tür und Angel. Ebenso biete Kirche Raum für Lebensfeste und für Freude, für Konzerte und Kultur, für Teilhabe, für Traditionelles und für Experimentelles. „Ohne all das wäre das Klima in unserer Gesellschaft ein anderes“, sagt Hartmann.
„Wir können dem Trend der Kirchenaustritte entgegenwirken, indem wir verstärkt deutlich und erlebbar machen, wie unsere Arbeit und Gemeinschaft für die Einzelnen und für die Gesellschaft relevant sind,“ sagt Hartmann. Wie andere Bereiche der Gesellschaft befände sich auch die Evangelische Kirche Mannheim in einem beispiellosen Wandlungsprozess. „Die Strahlkraft unserer Botschaft ist nicht alleine an der Zahl der Mitglieder zu messen“, so Hartmann. Umso wichtiger sei es, das Lebensvertrauen und die Zuversicht und Hoffnung auszustrahlen, die der Glaube schenke. „Wir sind dort, wo die Menschen sind“, so Hartmann, „und wir bewegen uns dabei auch an neue Orte.“ Ein sichtbares Zeichen dafür sei die Präsenz in neu entstehenden Stadtvierteln und auf der Bundesgartenschau in Mannheim. Dort zeigen die Kirchen ab 14. April 2023 auf einem rund 700 Quadratmeter großen Areal mit ihrem ökumenischen MöglichkeitsGarten beispielhaft, wie einladend und vielfältig, hoffnungstragend und zukunftsgerichtet, perspektivenreich und traditionsverbunden sie sind. Dem Herzstück des christlichen Glaubens, der Taufe, ist der 12. August gewidmet: Dann findet im MöglichkeitsGarten auf der BUGA ein Tauffestival statt.
Die bundesweite Jahresstatistik 2022 ist begleitet von einer qualitativen Teil-Studie und einer repräsentativen Umfrage des Sozialwissenschaftlichen Instituts (SI) der Evangelischen Kirche Deutschland. Demnach trete nur eine Minderheit aus einem konkreten Anlass aus der Kirche aus. Überwiegend handele es sich um einen Prozess, der häufig schon mit einer fehlenden religiösen Sozialisation begänne. Viele machten dabei, so Soziologin Petra-Angela Ahrens, die die Studie für das SI durchgeführt hat, eine „Kosten-Nutzen-Abwägung“ zur Kirchenmitgliedschaft, die bei fehlender religiös-kirchlicher Bindung einen Austritt wahrscheinlicher mache. Dazu sagt die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus: „Neben der Schaffung passgenauer Angebote für alle Generationen und Lebensphasen, muss es uns gelingen, auch den Wert deutlich zu machen, den die formelle Mitgliedschaft für unsere Gemeinschaft und für die Gesellschaft insgesamt hat.“ (dv)
Informationen:
Zum Zukunftsprozess der Landeskirche: www.ekiba.de/2032
Zu Kirche und Finanzen: www.kirchensteuer-wirkt.de
Zu den Mitgliedszahlen der EKD: https://www.ekd.de/statistik
Die dieser Meldung zugrundeliegenden Zahlen sind derzeit noch vorläufig. Durch Nachträge und Korrekturen können sich möglicherweise noch leichte Veränderungen ergeben zu den endgültigen amtlichen Daten, die voraussichtlich Anfang 2024 feststehen.